Eines der gängigsten interventionellen Therapieverfahren an der Wirbelsäule stellt die Facettenblockade(Injektion in die Zwischenwirbelgelenke von HWS, BWS und LWS) dar.
Die Abbildungen veranschaulichen anhand eines Skelettmodells die anatomischen Gegebenheiten an der Lendenwirbelsäule im Übergang zum Becken (beige: Bandschreiben, creme: Wirbelkörper mit Dorn- und Querfortsätzen sowie den Zwischenwirbelgelenken, gelb: Mitte Spinalkanal seitlich Spinalnerven, Kanüle mit blauem Kopf im Zwischenwirbelgelenk LWK4/5, rot rechts schematische Darstellung eines Bandscheibenvorfalls).
Sie wird insbesondere zur Behandlung des sogenannten Facettensyndroms eingesetzt. Dieses ist im Regelfall mit einer Zwischenwirbelgelenkarthrose (ab dem 30. Lebensjahr möglich) und den zugehörigen muskulären Verspannungen im Rückenbereich vergesellschaftet.
Die Kapseln der Zwischenwirbelgelenke haben eine sehr gute Nervenversorgung, so dass geringste Veränderungen an den Gelenken und deren Umgebung registriert und schmerzhaft spürbar werden können.
Das Facettensyndrom zeigt verschiedene Ausprägungsformen und muss dann von anderen Krankheitsbildern unterschieden werden.
Lokal begrenzte Schmerzen z.B. beim Hexenschuss bzw. der Lumbago finden sich hier ebenso wie ausstrahlende Schmerzen im Sinne einer Lumboischialgie, aber auch Dysästhesien (pelziges Gefühl) und Kribbelparästhesien (Ameisenlaufen). Sogenannte pseudoradikuläre Schmerzen müssen mitunter von echten Radikulopathien (Schmerzausstrahlung der Nerven) bei bandscheibenvorfallbedingter Nervenwurzelkompression abgegrenzt werden.
Bei der Facettenblockade wird eine Schmerzbehandlung der kleinen Wirbelgelenke (Facettengelenke) und ihrer näheren Umgebung durchgeführt; mit Hilfe eines bildgebenden Verfahrens wie z.B. dem C- Bogen, der Computertomographie (CT), aber auch unter Ultraschallkontrolle werden Medikamente zielgenau an die Facettengelenke (hier schematische Darstellung einer Injektion des Zwischenwirbelgelenks 4/5) gespritzt.
Verabreicht wird ein Lokalanästhetikum (Medikament zur örtlichen Betäubung), das den Nervenschmerz lindert, indem es die Empfindlichkeit der Nervenversorgung für Schmerzen herabsetzt. Zunächst wird ein Lokalanästhetikum mit kürzerer Wirkdauer mit raschem Wirkungseintritt verwendet, um einerseits den gewünschten Wirkungseffekt zu beurteilen und zum anderen etwaige Nebenwirkungen zeitlich zu begrenzen.
Zeigt diese erste Infiltration die gewünschte Wirkung ohne Nebenwirkungen, kann nach mindestens einer Woche eine erneute Infiltration mit einem länger wirksamen Lokalanästhetikum durchgeführt werden.
Der Zusatz von Medikamenten wie u.a. Cortison, aber auch Traumeel und/oder Acidum formicicum verlängert die Wirkdauer und verbessert die Wirkqualität.
In Einzelfällen kommt es bereits nach der 1. Infiltration zu einer anhaltenden Schmerzreduktion, im Idealfall sogar Schmerzfreiheit. Üblicherweise plane ich 2-3 Injektionen in Folge, bei hartnäckigeren Beschwerden 4-5).
Führen die Infiltrationen zu einer Schmerzreduktion ohne anhaltende völlige Beschwerdefreiheit, kann eine Kombination mit anderen Verfahren wie der periradikulären Therapie (Injektion an eine oder mehrere Nervenwurzeln) und/oder ablative (verödende) Verfahren durch Hitzeeinwirkung (Radiofrequenz) medizinisch sinnvoll sein.
Bei wiederholt auftretenden Beschwerden und nach zuvor erfolgreich durchgeführter Infiltrationsbehandlung empfehle ich die TENS-(transkutane elektrische Nervenstimulation) Behandlung, welche nach entsprechender Anpassung und Einweisung mit einem TENS-Gerät in Eigenregie durchgeführt werden kann. Diese Empfehlung beruht auf der positiven Wirkungskorrelation zwischen therapeutischer Lokalanästhesie und TENS (Wall and McKenzie, 1965).